1895
Der Sozialist, Freidenker und Lehrer Georg Schmiedl und sein Wanderkollege der Kaufmann Simon Katz schalteten vom 22. bis 24. März in der Wiener Arbeiter-Zeitung eine Annonce, in der sie Naturfreunde zur Gründung einer touristischen Gruppe einladen. Das erste Treffen fand am 28. März im Extrazimmer des Gasthauses „Zum silbernen Brunnen“ in der Berggasse 5 statt. Es melden sich etwa 30 Interessenten. Die beiden Initiatoren wollten selbst nicht allzu sehr in Erscheinung treten, weil sie um ihre berufliche Existenz fürchteten. In den Gründungsausschuss wurden deshalb drei andere Sozialdemokraten gewählt. Alois Rohrauer, Anton Kreuzer und Leopold Happisch. Karl Renner entwarf die Statuten der Naturfreunde, die zu diesem Zeitpunkt noch „Touristische Gruppe der Sozialdemokraten“ hießen.
Der neue Verein brauchte schnellstens ein Abzeichen. Es war Renners Idee, das Symbol des Handschlags mit den drei Alpenrosen zu kombinieren, und der erste Entwurf wurde von ihm selbst gezeichnet. Der Handschlag stand für die Solidarität, die die Arbeiterbewegung auszeichnete und die auch beim Wandern gelten sollte.
Im April fand die erste gemeinsame Wanderung der Naturfreunde statt. Im Einladungsinserat der Arbeiter-Zeitung hieß es u.a.: Zusammenkunft: Früh halb 8 Uhr in der Abfahrtshalle des Südbahnhofs. Erkennungszeichen: die Arbeiter-Zeitung. Abfahrt: 8 Uhr nach Mödling. Promenadeweg über die Klause, über den Anninger nach Gaaden. Daselbst Mittagsstation in Schöny’s Gasthaus. Rückweg in die Hinterbrühl. Jause: Gasthaus „Zur elektrischen Bahn“, wo auch die nachmittags Nachkommenden sich treffen. Führer: Genosse Rohrauer. 62 Personen nahmen an dieser Exkursion teil, Lehrer, Beamte, Studenten (darunter Karl Renner), manuelle Arbeiter aller Berufe und auch Damen.
1897
im Juli wurde Die erste Ausgabe der von Leopold Happisch gegründet. Die Vereinszeitschrift „Der Naturfreund“ erscheint in einer Auflage von 400 Exemplaren. Der Versand der Zeitschrift wurde bis 1903 auch in seiner Privatwohnung organisiert.
1900
Auf der Gründungsveranstaltung der Ortsgruppe Graz im Januar stellt der Naturfreund Alois Schnepf den Antrag, den Gruß „Berg Frei“ als Losung für die steiermärkischen Gruppen zu bestimmen. Dieser Naturfreundegruß wird von der Zentrale in Wien als Erkennungssymbol für die Organisation übernommen.
Das erste Naturfreundeheim wird im Dezember in der Löhrgasse in Wien Fünfhaus eröffnet.
1905
Mit der Hilfe Ferdinand Bednarz, eines Fackelträgers der Naturfreunde-Idee, wird in Zürich die erste Ortsgruppe der Schweiz gegründet.
Gründung der Naturfreunde Internationale in Österreich, als erster Sekretär fungierte Leopold Happisch.
Zur Gründungsversammlung der ersten deutschen Naturfreunde-Ortsgruppe treffen 42 Personen in München zusammen.
1906
der Verein heißt nun offiziell „Touristenverein Naturfreunde Österreich“
1907
Das erste Naturfreundehaus wird am Padasterjoch in den Stubaier Alpen unter dem Jubel von 5000 Gästen eingeweiht.
1910
Die Ortsgruppe München eröffnet das erste Naturfreunde-Haus, die Musauer Alm in Tirol.
1914 – 1918
Während des Ersten Weltkriegs wird es um das Vereinsleben der Naturfreunde ruhiger. 1918 wird die Verbreitung der Ausgabe 7⁄8 der Zeitschrift „Der Naturfreund“ in Deutschland verboten, weil darin die 35. Verlustliste von Mitgliedern mit 1000 Opfern des Krieges veröffentlicht war.
1915
Zum 20-jährigen Vereinsjubiläum erscheint ein Artikel im Naturfreund, in dem die Naturfreunde eindeutig gegen den Krieg Stellung beziehen. Viele Ortsgruppen kümmern sich um Kinder und versorgen sie mit Lebensmitteln.
1918
Aufgrund des Artikels „Eine traurige Bilanz“, der ein Nachruf für die vielen im Krieg gefallenen Vereinsmitglieder ist, wird die Vereinszeitschrift „Naturfreund“ in Deutschland verboten. Allein die Mitgliederzahl der Ortsgruppe Wien sinkt von 1914 — 1918 von 7000 auf 4000.
1919
In den Gauen Nord– und Südbayern entstehen die ersten Jugendgruppen, die sich Statuten geben. Die Mitgliederzahl der Naturfreunde steigt sprunghaft an: Von 26000 im Jahre 1918 auf fast 46000; 1922 sind es bereits 159000. Das Gründungsmitglied Karl Renner wird später österreichischer Bundespräsident.
1920
Alois Rohrauer übergibt den Vorsitz der Naturfreunde-Bewegung, die zu diesem Zeitpunkt bereits über 75000 Mitglieder zählt, an Karl Volkert.
1921
Erste Zusammenkunft der VertreterInnen aller deutschen Naturfreunde-Gaue in Eisenach. Verlegung des Zentralausschusses von Wien nach Nürnberg und Eröffnung einer gemeinsamen Geschäftsstelle
1923
Beginn eines politischen Richtungsstreits in der Naturfreunde-Bewegung. Einzelne Ortsgruppen fordern ein Bekenntnis der Vereinsleitung zur Arbeiterklasse und einer sozialistischen Kultur.
1925
Die Naturfreunde-Bewegung zählt bereits 138400 Mitglieder. Die größte Zahl von Naturfreunden kam aus Österreich und Deutschland, verstärkt aber auch aus Ortsgruppen aus der Schweiz, Jugoslawien, Ungarn, USA, England, Frankreich, Norwegen, Rumänien, Bulgarien, den Niederlanden und Luxemburg.
1926
Die Naturfreundebewegung hat sich weit über Europa verbreitet. Alle Ortsgruppen gehören dem Zentralverein in Wien an. Aus organisatorischen Gründen entstehen Landesorganisationen in den einzelnen europäischen Staaten.
1929
Paul Richter übernimmt nach dem plötzlichen Tod von Karl Volkert die Präsidentschaft des Naturfreunde-Weltvereins.
1931
In der Diefenbachgasse 36 in Wien wird die Zentrale des Weltvereins „Die Naturfreunde“ eingeweiht
1932
Der Verein hat 214924 Mitglieder und 428 Häuser.
1933
Die „Reichsgruppe Deutschland der Naturfreunde“ wird durch die Hitlerregierung aufgelöst, ihre 231 Häuser werden beschlagnahmt, die Funktionäre werden verhaftet.
1934
Während des Austrofaschismus werden auch die Österreichischen Naturfreunde verboten, im Februar wird der Präsident Paul Richter für neun Monate inhaftiert. Durch die große Solidarität der Schweizer Naturfreunde, die die Weltorganisation unter diesen schwierigen Verhältnissen sorgsam in ihre Obhut nahmen, wird die internationale Naturfreundeorganisation über die Zeit des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs gerettet.
1934
Die Zentrale der Naturfreundebewegung übersiedelt in die Schweiz, Ernst Moser wird Präsident in dieser ungeheuer schwierigen Zeit.
1938 – 1943
Nach weiteren Verboten in der Tschechoslowakei, in Polen, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Ungarn verbleiben einzig die Landesverbände Schweiz und Amerika.
1945
In den von der Hitlerdiktatur befreiten Gebieten finden sich die Naturfreunde sehr schnell wieder zusammen, zumal häufig alte Verbindungen nicht abgerissen sind. Der Zentralausschuss der Naturfreunde in Zürich fordert bei den Alliierten in Deutschland die Rückgabe der Naturfreundehäuser. In Immenstadt gründet sich die erste Ortsgruppe neu.
1947
In der sowjetischen Zone wird keine eigenständige Naturfreunde-Bewegung genehmigt.
1948
Auf der Konferenz der Präsidenten und Vorsitzenden in Zürich werden die deutschen Naturfreunde wieder in die internationale Naturfreundegemeinschaft aufgenommen.
1950
Die XIV. Hauptversammlung in Celerina wird zum I. Kongress der Naturfreunde Internationale. Es wird der Beschluss einer Neuorganisation aus einem Kongress, einem Haupt– und einem Zentralausschuss und selbstständigen Landesorganisationen gefasst.
1956
Die Naturfreunde werden Mitglied des deutschen Naturschutz-Rings.
1957
Die NaturFreunde besetzen den Knechtsand bei Bremen. Sie wollen die Übungen britischer Bomberverbände Abwürfe scharfer Bomben verhindern.
1959
Theo Wanner wird Präsident der NFI.
1961
Die Naturfreunde und die Naturfreunde-Jugend beteiligen sich an den Ostermärschen der AtomwaffengegnerInnen und setzen sich für einen schonenden Umgang mit der Natur ein.
1965
Erwin Schneider übernimmt die Präsidentschaft über die NFI. Ab Anfang der 70er Jahre nimmt der Naturschutz einen immer größeren Stellenwert im Arbeitsprogramm der Naturfreunde Internationale ein.
1966
Erstes Bundestreffen der deutschen NaturFreunde in Konstanz
1974
1. Umweltkongreß der Naturfreunde-Internationale.
1981
Dr. Karl Rainer wird Präsident der NFI. Unter seiner Präsidentschaft wird die Präambel der NFI geschaffen. Ebenfalls wird in dieser Zeit der Beschluss über die Verlegung des Sitzes der NFI nach Wien gefasst.
1984
Fotoausstellung des Europarates in Athen. Die Fotoausstellung zu der Aktion „Schützt Ufer und Küsten“ wurde von deutschen NaturFreunden gestaltet.
1985
90 Jahre Naturfreunde, 80 Jahre Naturfreunde Bayern. Eröffnung von drei neuen Naturfreunde-Häusern: Pleinfeld, Weiden, Pfaffenhofen.
1987
Dr. Gerald Mader wird Nachfolger von Dr. Karl Rainer. Er fördert aktiv die Osterweiterung der Naturfreundefamilie in dieser Zeit des politischen Umbruchs in Europa.
1989
Zum ersten Mal proklamiert die Naturfreunde-Internationale die „Landschaft des Jahres“ (Lebensraum Bodensee). Seither erhält alle zwei Jahre eine andere Region mit internationaler Bedeutung diese Auszeichnung.
1990
Wiedervereinigung Deutschlands. In der ehemaligen DDR waren die Naturfreunde nicht zugelassen und die Naturfreunde-Häuser waren zu Jugendherbergen und Freizeitheimen umfunktioniert worden. In den „neuen“ Ländern gründen sich erste Ortsgruppen, die Naturfreunde-Häuser werden an den Verein zurückgeführt.
1995
100 Jahre Naturfreunde — 90 Jahre NaturFreunde in Deutschland! 6000 Naturfreunde aus ganz Europa feiern in Wien die Gründung der Bewegung.
1996
Herbert Brückner wird der sechste Präsident der Naturfreunde Internationale. Unter dem überzeugten Umweltschützer festigt die NFI ihren Ruf großer Europäischer Umweltverband, der auch über die Grenzen Europas hinaus Verantwortung für globale Partnerschaft im Umweltbereich übernimmt.
2002
Treffen einiger Interessierte am Rüsselsheimer Naturfreundehaus um Vorschläge zum Projekt Aufbau eines Kulturweges zu sammeln.
2004
offizielle Eröffnung des Kulturweges in einer pressewirksamen Aktion bei der Landeskonferenz 2004 in Bad Emstal und weiterer Ausbau von Teilstrecken des Kulturweges.
Mit rund 600000 Mitgliedern in ca. 3500 Gruppen zählen die NaturFreunde weltweit zu den größten nicht gewinnorientierten Organisationen umweltbewusster Freizeit-, Sport– und Bildungsmöglichkeiten.
Die NaturFreunde verfügen über mehr als 1000 Naturfreundehäuser in Europa und Übersee.
Quellen: